Es gibt verschiedene Formen von Haarausfall (= Alopezie), die in eine sehr hohe Anzahl an Untergruppen eingeteilt werden. Haarausfall kann unterschiedlichste Ursachen haben wie z. B. Stoffwechselstörungen, Nebenwirkungen von Medikamenten (z.B. bei Chemotherapie), Vergiftungen, Strahlungsschäden, (Brand-)Narben, schwere innere Krankheiten, schwere infektiöse und immunologische Kopfhauterkrankungen, Hormonschwankungen, Nährstoffmangel, genetische Faktoren (erblich bedingt).

Der Haarausfall kann entweder nur zeitlich begrenzt (temporär) oder von lebenslanger Dauer (irreversibel) sein. Wir stellen Ihnen zunächst die wichtigsten Gruppen vor und konzentrieren uns im Nachfolgenden auf die Androgenetische Alopezie, dem erblich bedingten Haarausfall beim Mann (männliche Glatzenbildung).

Alopecia areata

Auch „Kreisrunder Haarausfall“ genannt, da es sich hierbei oft um lokal begrenzten Haarausfall in rundlichen Arealen handelt, der meist nur die Kopfhaare betrifft. Als Ursache wird eine Störung des Immunsystems vermutet, welche die Zellen der Haarfollikel fälschlicherweise als fremd erkennt und bekämpft. Alopecia areata kann entweder von Dauer oder nur vorübergehend sein und dann von alleine wieder verschwinden. Auch eine erbliche Veranlagung wird diskutiert, da bei 20% der Patienten mindestens eine weitere Person aus der Familie betroffen ist. Im schlimmsten Fall kann es zum Verlust aller Kopfhaare (Alopecia totalis) oder auch zum Verlust aller Körperhaare (Alopecia universalis) führen. Alopecia Areata kann heutzutage mit verschiedenen Medikamenten oft recht gut behandelt werden.

Difuse Alopezie

Beim diffusen Haarausfall fallen die Haare über den ganzen behaarten Kopf gleichmäßig verteilt aus. Er tritt häufiger bei Frauen als bei Männern auf. Die Ursachen können Hormonschwankungen, Stress, Eisenmangel, schwere Infektionen, Nebenwirkungen von Medikamenten (Alopecia medicamentosa), Schilddrüsenerkrankungen und Vergiftungen (Thallium!) sein. Nach Beseitigung der Ursache verschwindet auch der Haarausfall meist wieder. Als Ursache für Alopecia medicamentosa kommt beispielsweise, wie allgemein bekannt, eine Krebsbehandlung mit Zytostatika (Chemotherapie) in Frage.

Alopecia traumatica / Alopecia mechanica

Alopecia traumatica tritt als Folge von Unfall- Narben (z.B. Platzwunde innerhalb der Augenbrauen) oder Verbrennungen (irreversible Zerstörung der Haarfollikel) auf.

Alopecia mechanica wird durch permanenten Druck, Reibung oder Zugkräfte verursacht, beispielsweise durch ständiges Tragen schwerer Lasten auf dem Kopf, Dauerfrisuren mit stramm sitzenden Knoten/ Zöpfen, ständiges zwanghaftes Herausreißen von Haaren, lange Bettlägerigkeit mit Kopflage stets in derselben Position. 

Androgenetische Alopezie

Der erblich bedingte Haarausfall vom männlichen Typ ist weltweit mit großem Abstand die häufigste Form des Haarausfalls und betrifft hauptsächlich nur Männer, in seltenen Fällen können aber auch Frauen, dann aber in meist deutlich milderer Ausprägung, betroffen sein.

Ein Großteil der Männer wird im Laufe ihres Lebens mit dieser Art von Haarausfall konfrontiert, der bei entsprechend empfindlicher Veranlagung schon mit Anfang der Pubertät beginnen kann. Die Ursache für diese Art von Haarausfall ist die genetisch veranlagte (vererbte) Überempfindlichkeit der Kopfhaarfollikel gegenüber dem Hormon DHT (Dihydrotestosteron), ein Stoffwechselprodukt des männlichen Geschlechtshormons Testosteron. Diese Umwandlung von Testosteron in DHT geschieht durch das Enzym 5-Alpha-Reductase, von welchem es 2 Unterarten gibt. Das DHT führt dazu, daß sich die Lebenszyklen der empfindlichen Kopfhaarfollikel immer weiter verkürzen und der Anteil an Telogenhaaren zunimmt. Am Ende werden die einst kräftigen Terminalhaare schließlich schrittweise in feine winzige Vellushaare umgewandelt und das Resultat ist ein für das bloße Auge vermeintlich haarloser Bereich – eine fortschreitende Glatze.

Testastoronumwandlung durch 5 – alpha – reduktase

Die endgültige Ursache des männlichen Haarausfalls ist noch nicht 100% sicher geklärt, möglicherweise spielen neben dem DHT auch noch weitere, bisher nicht genügend untersuchte Faktoren eine Rolle.

Bis auf wenige Ausnahmen durchläuft die Glatzenbildung meist nachfolgenden Verlauf:

Zunächst bilden sich links und rechts am Stirnhaaransatz kleine Geheimratsecken, die sich anschließend vergrößern, daraufhin schreitet der gesamte vordere Haaransatz zurück und eine Stirnglatze entsteht. Oft beginnt sich gleichzeitig auch die Tonsur („Vertex“: am hinteren Oberkopf – dort, wo sich der Haarwirbel befindet) zu lichten, wobei sich die Durchmesser der beiden haarlosen Bereiche mit der Zeit so vergrößern, so dass sie bald zusammenfließen und schließlich eine Vollglatze entsteht, bei der lediglich ein Haarkranz am Hinterkopf und den Schläfen übrig bleibt. Je nach genetischer Veranlagung und Empfindlichkeit muß als Endstadium nicht immer eine Stirnglatze oder gar Vollglatze erreicht werden. Der Verlauf ist sehr variabel. Manchmal behalten Männer bis ins hohe Alter ihre kleinen Geheimratsecken ohne weitere Verschlimmerung, oder es kann sich in seltenen Fällen auch nur die Tonsur lichten (ohne Geheimratsecken und fortschreitenden Haaransatz, prominentes Beispiel hierfür: der französische Weltfußballer Zinedine Zidane).Zur Beschreibung des Zustandes der möglichen Abläufe und Stadien wurde die internationale Norwood- Hamilton- Skala eingeführt. Es werden hierbei 7 Stadien mit Unterstadien unterschieden. Stadium 1 bedeutet keinen Haarausfall und wird daher in den bildlichen Darstellungen meist weggelassen.

Auch Frauen können von der androgenetischen Alopezie betroffen sein. Deren Stadien werden durch die internationale Ludwig- Skala beschrieben.

Ludwig- Skala