Das Prinzip der Haartransplantation ist einfach:

Bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat man festgestellt, daß transplantierte Haarfollikel an ihrer neuen Position auch weiterhin Haare produzieren (siehe Geschichtliche Entwicklung der HT). Zudem wurde beobachtet, daß diese transplantierten Haarfollikel sogar in Glatzenregionen anwachsen und auch dort normale, kräftige Haare produzieren. Der Grund für dieses Phänomen ist, daß jeder Haarfollikel seine eigene Erbinformation enthält und bei einer Transplantation natürlich mitnimmt und somit auch am neuen Ort unvermindert Haare produziert – auch in einem Glatzenareal. Salopp ausgedrückt schert sich ein gesunder Haarfollikel nicht darum, ob er in eine haartragende oder kahle Stelle hinein transplantiert wurde.

Diese genetische Selbstständigkeit jedes einzelnen Haarfollikels eröffnet viele Möglichkeiten. Es können dadurch z. B. kosmetisch störende haarlose Narben (z.B. resultierend aus Verbrennungen oder einer Platzwunde in den Augenbrauen) kaschiert werden und natürlich kahle Kopfhautareale bei der sehr häufigen männlichen Glatzenbildung (Fachausdruck: Androgenetische Alopezie) wieder behaart werden. Wir beschränken uns im Nachfolgenden auf letzteren Fall und erklären Ihnen das Prinzip der Haartransplantation zur Behandlung der Androgenetischen Alopezie:

Die Natur hat vorgegeben, daß bei Männern mit Androgenetischer Alopezie ein Teil der Kopfhaare nicht verkümmert und ausfällt, sondern ein Leben lang erhalten bleibt, da die entsprechenden Haarfollikel aus genetischen Gründen resistent gegen Haarausfall sind.

Diese resistenten Haarfollikel befinden sich im sogenannten „Haarkranz“ (seitlicher und hinterer Bereich des Kopfes). Wie Sie sicher im Alltag schon oft festgestellt haben, sind selbst bei Männern, die schon seit Jahrzehnten eine „Glatze“ haben, an diesen Stellen immer noch Haare vorhanden.

Diese Bereiche dienen als Donor- Region (Spender- Bereich), aus dem die genetisch resistenten Haarfollikel entnommen und anschließend in die kahlen Bereiche eingesetzt werden.

Dort fallen die transplantierten Haare zunächst aufgrund des Transplantations-Stresses innerhalb der folgenden 2- 5 Wochen aus, und die zugehörigen Haarfollikel treten in eine etwa 3- 6 Monate lang andauernde Ruhephase ein. Danach haben sich die Haarfollikel genügend erholt und beginnen wieder mit der Produktion gesunder neuer Haare. Auf den ehemals kahlen Stelle wachsen nun wieder gesunde kräftige Haare – und dies ein Leben lang ! 

Der Nachteil hierbei ist, daß bei einer Haartransplantation keine neuen Haare geschaffen, sondern lediglich bereits vorhandene Bestände umverteilt werden.

Man wird also nie wieder eine Haardichte erreichen, wie man sie zu Teenager- Zeiten hatte. Dies ist aber auch nicht nötig, da eine Faustregel besagt, dass man erst ca. 50% der ursprünglichen Haardichte verlieren muss, bevor ein Ausdünnen der Haare durch Haarausfall optisch bemerkbar wird. Es können also bereits mit einer Dichte, die nur 50% der natürlichen Haardichte entspricht, schon völlig zufriedenstellende Ergebnisse erzielt werden.

Die erzielbare Dichte und die mögliche Lage des zukünftigen Haaransatzes hängt jedoch auch von der Anzahl der vorhandenen Spender- Haarfollikel der Donor- Region ab:

Internationale Norwood- Hamilton Skala:

Alopezie nach Norwood- Hamilton- Skala

Zur Einteilung der androgenetischen Alopezie wurde die Norwood- Hamilton- Skala eingeführt. Z. B. hat eine Person mit Norwood 5 (NW5) oder höher einen bereits weit fortgeschrittenen Haarausfall und daher nicht mehr so viel Resthaar. Daher kann hier mit einer Haartranplantation kein tiefen Haaransatz wie zu Teenager- Zeiten erreicht werden, und gleichzeitig eine hohe Dichte über den gesamten Oberkopf verteilt. Wenn hier eine akzeptable Dichte erreicht werden soll, so ist dies nur machbar, indem man den zukünftigen Haaransatz entsprechend höher setzt und die Geheimratsecken nicht völlig schließt. Zumal ein konservativ hoher Haaransatz, der ein Anfangsstadium des erblichen Haarausfalls darstellt, besonders bei älteren Herren sehr gut und natürlich aussehen kann. Wie Sie bereits gemerkt haben, muss ein Kompromiss zwischen den Wünschen und den vorhandenen Möglichkeiten gefunden werden.

Für Männer mit wenig Spender- Kopfhaaren aber viel Körperbehaarung (z.B. Brusthaaren) bietet sich jedoch noch die Option an, Körperhaare als Bodygrafts in die kahle Kopfhaut zu verpflanzen. Sind z.B. die Brusthaare von geeigneter Länge, Dicke, Struktur und Farbe, so können diese zur Verdichtung des Kopfhaares verwendet werden. Selbstverständlich ist die Verwendung von Bodygrafts nur mit der schonenden Entnahme-Technik der FUE möglich, da hierbei die Entnahme- Region keine lange Narbe zurückbehält.

Die noch am weitesten verbreitete übliche Strip- Technik ist aufgrund der Skalpell- Schnitte und der damit verbundenen großen Narben hierfür natürlich gänzlich ungeeignet. Zum einen, weil die Brustbehaarung fast immer viel zu licht ist, um dort Narben verdecken zu können, und zum anderen, weil man an der Brust zur Gewinnung genügender Spenderhaare einen indiskutabel großen Hautlappen herausschneiden müßte.

Nach jeder HT verlieren die transplantierten Grafts während der ersten 2 – 5 Wochen nach der Transplantation aufgrund des „Stresses“ ihre Haarschäfte (Shedding). Sie bleiben jedoch am Leben und treten lediglich in eine ca. 3- 6 Monate andauernde Ruhephase über. Danach haben sich die Grafts genügend erholt und nehmen wieder die Produktion neuer gesunder und kräftiger Haarschäfte auf. Jetzt können Sie zusehen, wie Ihre „neuen“ Haare zu wachsen beginnen!